Geschichte der Goldgasse

Salzburg um 1460, Schedelsche Weltchronik

 

Der heutige Verlauf der Goldgasse geht im wesentlichen wohl 2000 Jahre zurück ins römische Juvavum. Schon in der im Jahr 15 n.Ch. ins römische Reich integrierten ursprünglich keltischen Stadt lebten hier Handwerker und Händler. Obwohl die Stadt im Mittelalter mehr als ein Dutzend mal niederbrannte, wird sich an den Straßen beim Wiederaufbau nicht viel geändert haben. Die älteste Ansicht Salzburgs stammt aus dem Jahr 1460 und findet sich in der berühmten Schedelschen Weltchronik aus Nürnberg. Hier sind leider nur die Dächer der Goldgase zu sehen.

 

Salzburg um 1590, Bertius 1616

Auf der Stadtansicht von 1553 sieht man erstmals die ganze Gasse vor dem romanischen Dom. Diese Ansicht war Grundlage vieler Kupferstiche , hier sehen Sie Salzburg und die Goldgasse auf einem Stich aus dem Jahr 1616.

Die Goldgasse im 17. Jahrhundert

Nach der Fertigstellung des Domes und dem Ende des 30 jährigen Krieges hatte Salzburg 1655 seine endgültige Gestalt erhalten. Die Stadt als Gesamtkunstwerk sollte sich 350 Jahre erhalten, bis sich Ende des 2. Jahrtausends die nationalen und internationalen Immobilienspekulanten und Politiker auf sie stürzten...

Das Handwerk in der Goldgasse

Vom Mittelalter bis heute ist die Goldgasse Standort der Handwerksbetriebe und Handelsgewölbe. Dies sieht man gut wenn man die alten Hausnamen betrachtet (aufgelistet nach den Hausnummern) :

5 - Reitsamerhaus
6-8 - Hofgeigenmacher- bzw. Fragnerhaus und Melblerhaus
7 – Schnitlauer - oder Sporerhaus
9 – Hofbinderhaus
10 - ehem. Kupferschmidhaus, Gasthaus zur goldenen Ente
11 – Brucknerhaus
12 - Glockengießer- Schönsleben- oder Braumeisterhaus
14 – Drahtzieherhaus
15 – Spinnstätterhaus
16 – Glasererhaus
19 - Eckhaus am Aschhof, Zinngiesserhaus

Zwei Hausgeschichten sollen näher aufgezeigt werden:

Die Goldgasse 12 wird als Glockengießerhaus, Schönslebenhaus oder Braumeisterhaus bezeichnet. Sie beherbergte im 17. und 18. Jahrhundert die Glockengießer Jakob Lidl, Benedikt Eisenberger und Vater und Sohn Johann Oberascher. Benedikt Eisenberger hat unter anderem die Glocken für das Stift Nonnberg und die Erhardkirche in Nonntal angefertigt. 1702 fertigte er, gemeinsam mit Büchsenmacher Franz Sulzer, Antriebsmechanismus und Messingwalze für das Glockenspiel am Residenzplatz. Das auch heute noch täglich um 7.00, 11.00 und 18.00 Melodien erklingen lässt. Seit 1618 besteht die Glockengießer Oberascher in Salzburg. Gegründet wurde sie als fürsterzbischöfliche Glockengießerei und war ab 1670 bis 2003 in Familienbesitz. Im Jahr 1961 hat Oberascher die Glocken des Salzburger Doms angefertigt.

Im Haus Nr.47 am Aschhof (heute Goldgasse 19 ), welches bereits 1418 urkundlich erwähnt wird, ist die älteste Form der Übertragung des Nutzeigentums auf zeitweilige Nutznießer bekannt. Später wurde es das Hofzinngiesserhaus.
Das für den Geschäftsbetrieb nicht ungünstig "halbs in der goldgassen und halbs an Aschhof" gelegene Eckhaus wurde im 16. Jahrhundert häufig von Goldschmieden ins Auge gefaßt, die es bewohnten oder Geschäftsläden darin bezogen. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts ist Thomas Schesser hier nachweisbar und im Jahr 1700 kommt diese Zinngiesssergerechtsame an den Hofzinngiesser Josef Anton Greißing. 1740 folgt Anton Singer, ein Bayer, aus Osterhofen gebürtig, der die Zunftbücher neu anlegte und schon 1754 starb. Er liess 1745 den Hauseingang mit dem Bild "Flucht aus Ägypten" versehen (siehe unten; AS 1745). Dann wird Josef Anton Lehner Hofzinngiesser. Nach seinem am 4.Jänner 1771 erfolgtem Ableben leitet die Witwe die Werkstatt bis zum Jahr 1773, wo sie dann Johann Stefan Platzer, ein Karlsbader übernimmt. Das Haus hieß 1775 "Zinngießerhaus", dann "die große Zinngießerwerkstatt zu ebener Erd", 1800 "Hofzinngießerhaus".
Meister Platzer starb 1791. Im Jahr 1795 erscheint der Zinngießer Phillip Aichinger als Eigentümer; ihm folgt 1845 sein Sohn Georg Aichinger und diesem 1856 Meister Augustin Steinböck.

Kleindenkmäler in der Goldgasse

Geht man offenen Auges durch die Goldgasse, so findet man viele uralte Details in unserer mittelalterlichen Gasse. Ins Auge stechen die grossen grünen Torbalken, die (aus Platzgründen oft mehrfach zusammenklappbar) der typische Schutz der alten Handwerksgewölbe waren. Die meisten Häuser und Geschäfte betreten Sie durch uralte Steinbögen aus Salzburger Konglomerat, der im 15. und 16. Jahrhundert der beliebteste Baustoff war.

Haussegen Bilder und uralte Architektur:

Maria Plainer Madonna, 18. Jhdt.
Flucht aus Ägypten, 1745, von Zinngießermeister Anton Singer in Auftrag gegeben.
Biedermeier Haussegen, 2012 durch Firmennamen eines Schuhgeschäfts ersetzt
Haussegen, 19. Jhdt.
Madonna, 18. Jhdt.
Madonna, 18. Jhdt.
Bürgerlicher Renaissance Marmorbrunnen, 1593
Gotisches Marmorfenster
Mozart Gedenktafel
Tür mit Orig. Beschlägen, 18. Jhdt.
Hausbild
Hohlkelle mit Segensspruch, 18. Jhdt.
Barocke Tür in gotischem Steinrahmen
Haussegen, Öl auf Kupfer, 18. Jhdt.
Haustür mit Stützmauern
Haustor, 2. Hälfte 19. Jhdt.

Um 1900 - die älteste Ansichtskarte der Goldgasse

Papawirt (Bild: Slg. Antiquitäten Höckner)

1910 - die Schlosserei Klimetschek

In der Goldgasse 9 und 11 (heute Schlüssel Aigner und Mares-Pelze)befand sich in der Kaiserzeit die Schlosserei Klimetschek. Der Gründer Franz Klimetschek sen. (geb. 1849) ist die 2. Person links neben der Haustür, direkt an der Tür sein Sohn Franz, der die Schlosserei bis zum 1. Weltkrieg führte und dann in russischer Kriegsgefangenschaft in Samarkand starb.

Goldgasse um 1925 - ein Glasplattennegativ

Glaspllattennegativ, Slg. Antiquitäten Höckner

Über dem Mann rechts sieht man das Schild des Gasthof "Zum Goldenen Lamm" (Goldgasse 13). Der Wagen könnte ein Bierlieferfuhrwerk der (Stiegl ?) Brauerei sein.

Göring und die Goldgasse

NS Aufmarsch und Göring Rede (Bild: Privatslg. Salzburg)

Am 4. April 1938 machten sich die Nationalsozialisten und Reichsminister Göring vor der Goldgasse breit. Ziemlich genau 7 Jahre später gingen grosse Teile der Salzburger Altstadt und ganz Europa im Bombenhagel unter...

Der PAPAWIRT in der Goldgasse

Papawirt in der Goldgasse ca. 1950

Die Häuser Goldgasse 17 und 19 (heute Hotel am Dom und Geiger) in einer privaten Ansicht um 1950. Der Elefant steht vor dem PAPAWIRT, einem bei den Salzburgern beliebten Gasthaus das von der Kaiserzeit bis nach dem 2. Weltkrieg hier logierte.

Alte Ansichten aus dem Stadtarchiv Salzburg:

Wir danken dem Stadtarchiv Salzburg für Bilder der Goldgasse aus den 1940er und 1950er Jahren.Die Bilder sind Eigentum des Stadtarchivs, kopieren oder andere Verwendung ist nicht gestattet.
Bildnachweis:
Stadtarchiv Salzburg, Fotosammlung Johann Barth (JOBA)
alle Bilder Goldgasse im Jahr 1957
Stadtarchiv Salzburg, Fotoarchiv Würthle
Stadtarchiv Salzburg Fotosammlung

Goldgasse als beliebter Elefantentreff (ca. 1955/60)

Auch nach dem Krieg hatte die Goldgasse Elefantenbesuch. Zu dieser Zeit gastierten Zirkusse noch im Altstadtzentrum.

Auf den Firmenschildern erkennt man einige alte Betriebe der Goldgasse:

TASCHNER U. LEDERWARENERZEUGER Gattinger (seit vor dem 2. WK.)
OTTO GÖSCHL FELLHANDLUNG UND PETROLEUMLAMPEN 2.STOCK (die Werkstatt und Verkauf existierten auch vor dem 2. WK.)
BRIEFMARKEN FRIEB (Spezialgeschäft für Philatelie bis ca. 1975)
BAU- UND KUNSTSCHLOSSEREI (bis heute; Schlüssel Aigner)
MUSIKINSTRUMENTE (Geigenbauer Bandzauner)
Die Möbel im Vordergrund stammen vom ALTWARENHÄNDLER und Trödler Strobl, der dann vom Schwiegersohn Gastager übernommen wurde und etwa bis 1970/75 existierte.

Die Fotos nahm Kommerzialrat Daghofer vom ersten Stock seiner Fleischhauerei in der Goldgasse 13 auf. Vor dem Krieg war hier auch der Gasthof ZUM GOLDENEN LAMM. (siehe Bild oben)